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In seinem Bericht “Die Wandlung des Lotos” greift Herbert Tichy die aktuellen Themen der Zeit in Form von Begegnungen mit den Menschen auf. Menschen, die Ideen und Ideale verwirklichen wollen, wie Mira Behn und oder der reiche Industrielle Dalmia. Menschen, die machmal auch nur eine Nebenrolle spielen, wie der Journalist Natarajan, der die Flucht des Dalai Lama aus Tibet fälschlicherweise schon Monate vor dem tatsächlichen Ereignis voraussagte, oder der Finanzsekretär der tibetischen Regierung, Shakabpa, dessen Verhandlungen in Indien mit chinesischen Diplomaten von der Realität – dem Einmarsch der chinesischen Truppen in Tibet – überholt wird.
Tichy stellt die Spiritualität in ihren unterschiedlichen Formen dar - in Gesprächen mit einsamen Sadhus und von Menschenmengen umlagerten Gurus und stellt fest: “Jene körperlichen und geistigen Fähigkeiten, die wir gemeinhin Wunder nennen, sind Abwege, die von dem schmalen Pfad der Gottvereinigung wieder in menschliche Tiefen führen. Die Fähigkeit, sie zu vollbringen, ist zwar eine Voraussetzung der höchsten Leistung, aber diejenigen, die sie zur Schau stellen, verlieren das Ziel und werden zu Magiern und Gauklern.” Und er analysiert die Zerrissenheit der indischen Bevölkerung deren Zahl damals 300 Millionen betragen hat und heute auf etwa 1,3 Milliarden angewachsen ist.
Indien ist für den Westen auch heute noch ein weitgehend unbekanntes Land. In die öffentliche Aufmerksamkeit gerät es meist mit negativen schlagzeigen und verschwindet bald wurder unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Aber Indien ist nicht zuletzt durch seinen Bevölkerungsreichtum udn die wirtschaftlichen Notwendigkeiten auch einem durchaus ernst zu nehmenden wirtschaftlichen und politischen Faktor geworden. Geopolitisch rüstet die Atommacht Indien nach wie auf und ist nach jahreslanger Führungsposition immerhin noch der zweitgrößte Waffenimporteur der Welt. Das innenpolitische Erstarken der Hindunationalisten, die in engem Zusammenhang mit dem schon von Tichy kritisch hinterfragten R.S.S. steht, trägt dazu bei, dass das Konfliktpotential in der Region wächst.

Zitate Herbert Tichy aus “Die Wandlung des Lotos. Ein Indienbericht”:

Und schließlich ist es das Wesentliche an einem Heiligen, gute Gefühle in uns wachzurufen — ob und in welche gute Taten wir sie umsetzen, bleibt unsere Aufgabe.
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Seit Kriegsende hat Asien die Geschichte Europas seit der Magna Charta erlebt. In kurze sechs Jahre hat es einige Jahrhunderte gepreßt. Der Vorgang ist noch nicht abgeschlossen und das endgültige Gesicht Asiens noch nicht zu erkennen.
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Aber Asien nur mit den Augen des Statistikers zu sehen, seinen Reichtum an Menschen, Eisen und Kautschuk zu zählen und daraus die bisher üblichen Folgerungen zu ziehen, ist fast ebenso irreführend wie der Blick nur nach der Exotik.
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Die Diplomaten des Westens sitzen in den asiatischen Hauptstädten häufig nur in Berührung mit den Politikern des Landes, die, von diesem Gesichtspunkt aus gesehen, ebenfalls der Vergangenheit angehören.
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Gandhi war der erste und einzige zutiefst religiöse Mensch, der seine Überzeugung zu einer politischen Waffe machte; der einzige, der einen revolutionären Kampf gegen eine Weltmacht allein mit Waffen führte, die alle im Religiösen wurzelten.